FestzĂ€une zur Wolfsabwehr â Diese Fakten sollten Sie kennen
Das aktuelle Wolfsmonitoring zeigt: Der Wolf ist gekommen, um zu bleiben. Was BefĂŒrworter des Raubtieres mit Freude betrachten, sorgt bei Haltern von Weidetieren fĂŒr gemischte GefĂŒhle. Die meisten sind sich einig, dass es sich beim Wolf um ein faszinierendes und erhaltenswertes Tier handelt. Jedoch mĂŒssen durch seine Besiedelung in Kulturlandschaften Vorkehrungen getroffen werden, die das Zusammenleben von Mensch und Wolf regeln. FĂŒr Weidetierhalter bedeutet das vor allem effektive MaĂnahmen zur Wolfsabwehr. Was der Bund an Mindeststandards vorschreibt, wann sich welche MaĂnahmen zur Weidesicherheit lohnen und inwiefern Viehhalter von einer Förderung bei der Umsetzung profitieren können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Aktuelle Wolfszahlen fĂŒr das Jahr 2017
Das aktuelle Wolfsmonitoring fĂŒr den Zeitraum 2016/17 geht derzeit von insgesamt 73 Rudel und Paaren aus (Stand: 18.12.2017). In absoluten Zahlen ist die Rede von 150 bis 160 erwachsenen Wölfen, von denen die meisten in Brandenburg und Sachsen leben.
Amtlich erfasst werden all jene Rudel, Paare und sesshafte Einzelwölfe, die fĂŒr die Fortpflanzung eine Rolle spielen. Jungwölfe werden dagegen nicht in die ZĂ€hlung einbezogen. In der Regel setzt sich ein Rudel aus zwei erwachsenen Wölfen sowie zwei bis zehn Jungwölfen zusammen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konnte somit eine Steigerung um 13 Rudel verzeichnet werden.
WolfsmanagementplÀne gewinnen an Bedeutung
Welche Mindeststandards zur Wolfsabwehr gibt es?
Im Moment besitzt jedes Bundesland mit Wolfsvorkommen noch seine eigenen Mindeststandards an SchutzmaĂnahmen. Meist ist die Einhaltung dieser Mindeststandards zugleich die Voraussetzung dafĂŒr, um einen Ausgleich bei eventuell auftretenden SchĂ€den durch Wölfe zu erhalten. Nichtsdestotrotz sind sich selbst Wolfsexperten einig, dass die vorgegebenen Mindeststandards nie zu 100% schĂŒtzen können. Sie stellen allerdings einen Kompromiss dar: Der Wolf soll so gut wie möglich von den Nutztieren ferngehalten werden, ohne die Halter der Tiere einen unverhĂ€ltnismĂ€Ăig hohem Mehraufwand auszusetzen. Das betrifft sowohl die finanzielle wie auch praktische Umsetzung der geforderten MaĂnahmen.
Meistens wird eine Kombination aus folgenden MaĂnahmen vorgeschlagen:
- ein mindestens 90 cm hohen Elektrozaun (besser sind jedoch 110 cm)
- ein min. 140 cm bis 180 cm hoher Festzaun mit UnterwĂŒhlschutz
- FlatterbÀnder
LappenzĂ€une sind nur vorĂŒbergehend eine Lösung, da sich der Wolf bereits nach kurzer Zeit an die Stofflappen gewöhnt und die abschreckende Wirkung nachlĂ€sst. Als kurzfristige SofortmaĂnahme oder Ăbergangslösung kann er jedoch durchaus nutzen.
Mindeststandards zur Wolfsabwehr bei Festzaunanlagen
Was den Festzaun zur Wolfsabwehr betrifft, empfehlen Wolfsexperten allgemein eine Höhe von mindestens 140 Zentimetern. In Sachsen ist als Mindeststandard sogar nur eine Höhe von 120 cm vorgeschrieben. FestzĂ€une stellen in erster Linie eine physische Barriere dar und haben im Gegensatz zum elektrifizierten Zaun keine abschreckende Wirkung. Da Wölfe erfahrungsgemÀà erst versuchen, sich einen Weg unter dem Zaun hindurch zu verschaffen, ist der UnterwĂŒhlschutz umso wichtiger. DafĂŒr muss der Zaun nicht zwingend unter die Erde ragen. Bei einem elektrifizierten Festzaun reicht es zunĂ€chst schon, dass dieser einen festen Bodenabschluss besitzt, bzw. straff gespannt ist. Das ist etwa bei einem Maschendrahtzaun der Fall.

UnterwĂŒhlschutz bietet zusĂ€tzliche Abschreckung
FestzĂ€une, die nicht stromgefĂŒhrt betrieben werden, sollten zumindest einen Untergrabungs- bzw. UnterwĂŒhlschutz besitzen. Zwar ist dieser nicht Teil der einzuhaltenden Mindeststandards, wird jedem Weidetierhalter aber dennoch sehr empfohlen. Planen Sie einen neuen Festzaun zu errichten, können die Zaunfelder bei der Errichtung ca. 50 cm tief in die Erde eingegraben werden.
Neben dem in die Erde eingelassenen Zaun haben Halter von Weidetieren die Möglichkeit, einen ca. 100 cm breiten Streifen aus Knotengeflechtdraht auĂen vor dem Zaun flach auszulegen. Das Drahtgeflecht wird zum einen mit Erdankern am Boden fixiert, zum anderen fest mit dem bestehenden Festzaun verbunden.
Eine dritte Möglichkeit besteht darin, zwei stromfĂŒhrende Drahtlitzen in einem Bodenabstand von 20 bis 40 cm anzubringen. Diese sollten eine Mindestspannung von mindestens 2.500 Volt besitzen und mithilfe von Abstandsisolatoren auĂen am Zaun entlanggefĂŒhrt werden. Wichtig ist es hierbei, dass Sie die Vegetation rund um den Festzaun kurz halten, damit der Strom sich nicht ableitet.
Weitere Möglichkeiten der Zaungestaltung

Eine Studentin der Biowissenschaften wollte im Rahmen Ihrer Bachelorarbeit herausfinden, welche MaĂnahmen sich zur Wolfsabwehr eignen und welche keinen zuverlĂ€ssigen Schutz bieten. Zu diesem Zweck begab sie sich in einen Wildpark, um mit den dort lebenden Wölfen selbst einige Experimente durchzufĂŒhren.
Nach einigen Wochen intensiver Forschung machte sie ein paar interessante Erkenntnisse. So fand die Studentin heraus, dass ein Seil mit daran baumelnden Holzteilen in etwa einem Meter Höhe auf die Wölfe sehr abschreckend wirkte, da diese sich unvorhersehbar bewegten und klapperten. Im Gegensatz dazu stellte sie bereits nach kurzer Zeit fest, dass ein Lappenzaun Wölfe kaum abschreckte und diesen etwas spÀter bereits ohne Angst passierten.
Hier finden Sie den Link zum Zeitungsartikel.
GrundsÀtzliches zur Weidesicherheit mit FestzÀunen
Die hochwertigsten Festzaun-Anlagen und Schutzmechanismen nĂŒtzen nicht viel, wenn Sie als Halter von Nutztieren einige grundsĂ€tzliche Sicherheitshinweise vernachlĂ€ssigen. Darum haben wir fĂŒr Sie eine Reihe von Punkten zusammengefasst, auf die Sie bei der Errichtung und Benutzung Ihres Festzauns dringend achten sollten
Hinweise zur Errichtung des Festzauns
- ZÀunen Sie GrÀben oder GewÀsser immer mit aus. Offene GrÀben nutzen Wölfen gerne, um in die UmzÀunung einzudringen.
- Vermeiden Sie LĂŒcken im Zaun und achten Sie auf einen bodengleichen Abschluss.
- Planen Sie den Festzaun im Vornherein so groĂ ein, dass die Weidetiere im Falle eines Ăbergriffs immer noch genĂŒgend Ausweichmöglichkeiten haben und nicht in Panik ausbrechen.
Hinweise zur Benutzung des Festzauns
- Kontrollieren Sie tÀglich Ihre Weide. Schauen Sie auf eventuelle SchÀden am Zaun und mögliche Schwachstellen, wie fehlenden Bodenschluss.
- Ihr Festzaun sollten Sie ringsum von sĂ€mtlichen höherliegenden GegenstĂ€nden frei halten, die Wölfe als Ăbersprunghilfe ausnutzen könnten. Dazu zĂ€hlen Heuballen, Böschungen, Felsen und Ăhnliches.
- WeidestromgerĂ€te bei ElektrozĂ€unen sollten stets eine gute Erdung besitzen. Achten Sie auf eine ausreichende Stromversorgung. Es empfiehlt sich eine Mindestspannung von ca. 2500V am gesamten Elektrozaun. Auch kann es zum Verlust der Spannung durch Aufwuchs kommen; wirken Sie dem durch regelmĂ€Ăiges MĂ€hen entgegen.
- Lassen Sie elektrisierte FestzĂ€une auĂerhalb der Weidesaison nicht ohne Stromversorgung stehen. Andernfalls können Wölfe leicht erlernen, diese gefahrlos zu ĂŒberwinden.
HĂ€ufige Fehlerquellen beim Festzaun
- Löcher im Drahtgeflecht
- fehlende Verankerung im Boden
- schwaches, bzw. rostendes Eisengeflecht
- bereits vorhandene Grabungen dienen als Unterschlupfmöglichkeit
- zu hoch stehende Tore (Bodenabschluss durch Gummimatten erreichen)
Wie sinnvoll ist ein Herdenschutzhund zur Wolfsabwehr?
Eine sehr alte und effektive Form des Herdenschutzes stellt der Einsatz von Herdenschutzhunden dar. Bereits andere LĂ€ndern Europas, wie beispielsweise die Schweiz, konnten bereits viele Erfahrungen sammeln. Daher kommen LandesĂ€mter und Ministerien in Wolfsgebieten zu dem Schluss, dass Schutzhunde in Verbindung mit einer sicheren Zaunanlage Weidetieren den gröĂtmöglichen Schutz vor Wölfen bieten.
Der Unterschied von Herdenschutzhunden zu HĂŒtehunden besteht darin, dass HĂŒtehunde Nutztiere wie Ziegen oder Schafe in die gewĂŒnschte Richtung treiben. Ein Schutzhund hingegen ist durch seine Wehrhaftigkeit und GröĂe allein dafĂŒr zustĂ€ndig, die Herde gegen Angreifer zu verteidigen.

So gut wie sich diese Idee anhört, so ist die Integration eines Herdenschutzhundes mit einem höheren Aufwand verbunden, als man anzunehmen vermag. Voraussetzung fĂŒr das FĂŒhren eines Herdenschutzhundes ist neben Zeit und Verantwortungsbewusstsein vor allem ein erfahrener Umgang mit dem Hund. Da dieser bereits als Welpe mit der zu beschĂŒtzenden Herde zusammengebracht und sozialisiert wird, ist der Schutzhund frĂŒhestens nach anderthalb bis zwei Jahren einsatzfĂ€hig. Der Betreuungsaufwand in dieser Zeit ist dabei nicht zu unterschĂ€tzen. Hinzu kommt die Empfehlung, je Herde mindestens zwei Hunde zu halten. Das ist zum einen wichtig, damit der HĂŒteschutzhund von Ă€lteren und erfahreneren Artgenossen lernen kann. Zum anderen wird so sichergestellt, dass der Hund soziale Kompetenz entwickelt.
Nicht zuletzt stellen die Kosten einen weiteren Faktor, der auf viele Weidetierhalter abschreckend wirkt. Neben den Anschaffungskosten fĂŒr den Welpen ist mit einem jĂ€hrlichen finanziellen Aufwand von mindestens 800 bis 1000 Euro zu rechnen. Darin inbegriffen sind Futter, Tierarztkosten und BeitrĂ€ge fĂŒr die Versicherung.
Zwar bedeutet der Einsatz eines Festzauns in Verbindung mit einem Herdenschutzhund definitiv Sicherheit. Allerdings lohnt sich der Mehraufwand durch den Hund erst ab einer HerdengröĂe von ca. 100 Tieren. Auch ist zu bedenken, dass der Herdenschutzhund bei heutiger Anschaffung erst in 2 Jahren einsatzfĂ€hig ist.
Welche Festzaun-Förderung gibt es fĂŒr Weidetierhalter?
Die Erfahrung im Umgang mit Wölfen zeigt, dass gerade in Regionen, in denen sich Wölfe neu etablieren, Nutztiere besonders hĂ€ufig angegriffen werden. Das hĂ€ngt vor allem damit zusammen, dass Halter nicht hinreichend auf die neue Situation vorbereitet sind. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich bereits um geeigneten Schutz kĂŒmmern, bevor sich der Wolf in Ihrer Gegend ausbreitet.
Jedes Bundesland mit erhöhtem Wolfvorkommen hat seine eigenen Fördermöglichkeiten. Im Freistaat Sachsen beispielsweise steht Nutztierhaltern und Betreibern von Wildgattern die Förderrichtlinie âNatĂŒrliches Erbeâ zur VerfĂŒgung. Bis zu 80 % können sich die Tierhalter von Ihren Kosten erstatten lassen, wenn sie sich mobile ElektrozĂ€une, Flatterband, UnterwĂŒhlschutz bei Wildgattern oder Herdenschutzhunde anschaffen wollen. Informieren Sie sich bei Ihrem zustĂ€ndigen WolfsbĂŒro oder Landratsamt. Das durch Förderungen gesparte Geld empfehlen wir im Gegenzug in einen robusten Festzaun zu investieren.
Fazit: FestzÀune als sinnvolle Investition in Wolfsabwehr

HerdenschutzmaĂnahmen erfĂŒllen die Aufgabe, Konflikten zwischen Weidetierhaltern und Wölfen vorzubeugen und ein friedliches Miteinander zu ermöglichen. Damit das funktioniert, sind Weidetierhalter dazu angehalten, die empfohlenen Standards zum Grundschutz einzuhalten und hĂ€ufige Fehlerquellen zu vermeiden.
Ein Festzaun in Verbindung mit einem mobilen Elektrozaun und Untergrabeschutz stellt eine der effektivsten Möglichkeiten dar, die eigene Herde auch auf lange Sicht vor Ăbergriffen durch Wölfe zu schĂŒtzen. ZAUNQ unterstĂŒtzt Sie gerne bei der Planung und Umsetzung Ihrer Zaunanlagen. Dabei bringen wir die von Ihrem Bundesland empfohlenen Mindeststandards und Ihre WĂŒnsche und Vorstellungen in Einklang. Kontaktieren Sie uns entweder per E-Mail oder Telefon. Wir melden uns in KĂŒrze bei Ihnen!
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