Wildpferde – Vereinzelte, halbwilde Pferderassen
Wo gibt es noch Wildpferde und wie leben sie heute? Gibt es auch Wildpferde in Deutschland oder findet man sie nur noch in den Steppen Nordamerikas? Hier geben wir Ihnen einen Einblick, wie es um die wildlebenden Pferde steht und wo Sie die besten Chancen haben, einige von Ihnen in freier Wildbahn anzutreffen.
Was sind Wildpferde?
Unter dem Begriff Wildpferd unterscheidet man heutzutage zwei Arten: Zum einen gibt es die sogenannten echten Wildpferde, die die ursprüngliche Wildform des heutigen Hauspferdes darstellen. Sie leben komplett ohne die Einwirkung von Menschen in freier Natur. Zum anderen gibt es Hauspferde, die verwildert leben, wie zum Beispiel die amerikanischen Mustangs oder die Wildpferde von Garub in Namibia. Diese Arten werden zwar umgangssprachlich Wildpferde genannt, entsprechen jedoch zoologisch normalen Hauspferden.
Wichtig ist es zu wissen, dass die Bezeichnung „Wildpferd“ nicht für eine einzige Rasse gilt. Es handelt sich dabei vielmehr um einen Sammelbegriff für freilebende Pferde.
Wo leben noch Wildpferde?
Wie viele wildlebende Pferde es noch in Deutschland, Europa bzw. auf der ganzen Welt gibt, lässt sich nur schwer sagen. Denn Wildpferde sind in vielen Teilen der Erde beheimatet – auch, wenn es sich oft nur noch um einige wenige wildlebende Exemplare handelt.
In den meisten Fällen handelt es sich bei den heutigen Wildpferden um verwilderte Hauspferde. Dazu gehören:
- Mustangs in den USA
- Die Pferde von Garub in Namibia
- Brumbies in Australien
- Cavallini della Giara auf Sardinien
- Ponys auf der Kanadischen Insel Sable Island
- Dülmener Wildpferde in Deutschland
- Exmoor Pony in England
Als echte Wildpferde kann man heutzutage eigentlich nur noch die Przewalski-Pferde beziehungsweise die Mongolischen Wildpferde aus Asien bezeichnen. Sie stellen tatsächlich eine Urform des Pferdes dar und stammen daher – nach aktuellem Wissensstand – als einziges Wildpferd nicht von gezüchteten Pferderassen ab.
So leben Wildpferde heute zwar noch in vielen Teilen der Welt. Allerdings gibt es längst nicht mehr so viele Wildpferde wie früher. Zum einen, weil sie von Menschen bejagt wurden, zum anderen, weil sich ihr Lebensraum mit der Zeit verkleinerte. Auch werden heute noch Wildpferde wie Mustangs eingefangen, zugeritten und mit anderen Hauspferderassen gepaart, sodass es sich streng genommen dann nicht mehr um Wildpferde handelt.
Die Geschichte des Wildpferds
Das ursprüngliche Wildpferd kam vor ungefähr 1,5 Millionen Jahren über die Bering-Landbrücke nach Eurasien und blieb uns in Form des Prezewalski-Wildpferdes bis heute erhalten. Auf dem amerikanischen Kontinent starben die Wildpferde vor etwa 10.000 Jahren komplett aus.
Wie sahen die ursprünglichen Wildpferde aus?
Wildpferde besaßen damals einen kompakten Körperbau. In ihrer Größe entsprachen Sie etwa einem kleinen bis mittleren Hauspferd. Die Beine waren stämmig und es hatte meist eine kurze Stehmähne.
Das typische Wildpferd hatte einfarbiges Fell, kurze Ohren und eine Schulterhöhe von höchstens 145 Zentimetern. Die meisten Exemplare waren etwa 250 bis 300 Kilogramm schwer. Nachgewiesene Farbvarianten beim europäischen Wildpferd sind Brauner und Rappe
Wie lebten Wildpferde damals?
In freier Wildbahn lebten die ursprünglichen Wildpferde in Herden, die von einem Leithengst angeführt wurden. Wildpferde bevorzugten offene Landschaften wie Steppen und Grasländer. Verbreitet war das Wildpferd aber komplett von Westeuropa bis Alaska. Also auch in Waldgebieten, Halbwüsten und Gebirgen bis 2500 Metern Höhe.
Halbwild lebende Pferderassen in Europa
Vielen Interessierten stellt sich nun die Frage: Wo genau gibt es noch Wildpferde in Europa?
In Europa findet man viele halbwild lebende Pferderassen, die zwar einen Besitzer haben, sich aber in bestimmten Arealen frei bewegen. Sie leben zwar teilweise autark, sind jedoch trotzdem von Weidezäunen umgeben. Beispiel dafür sind die Dülmener Wildpferde in Westfalen oder die Exmoor-Ponys in Südwestengland. Diese Rassen weisen viele Merkmale von Wildpferden auf und können (fast) vollkommen selbstständig überleben. Sie sind zähe und robuste Pferde, die auch harte Winter in der Regel gut überstehen.
Die halbwild lebenden Rassen werden jedoch oft im Winter mit zusätzlichem Futter versorgt. Auch deshalb, weil ihre natürlichen Wanderungen heutzutage nicht mehr möglich sind. Die Junghengste werden einmal jährlich eingefangen, da sie normalerweise eine eigene Herde gründen oder mit dem Leithengst um die Führung der Herde konkurrieren würden. Diese Eingriffe in das Leben der halbwilden Pferde unterscheidet sie von einer komplett wild lebenden Gattung.
Die ursprünglichen wildlebenden Pferde waren als Fluchttiere sehr scheu und ergriffen beim kleinsten Geräusch die Flucht. Die Dülmener Wildpferde hingegen sind längst an den Menschen gewöhnt und fliehen nur, wenn sie gezielt erschreckt werden.
Wildpferde in Europa: Das Przewalski Wildpferd
Die einzige Wildpferderasse, die bis heute überlebt hat, ist das Przewalski-Pferd, ein europäisches Wildpferd. In freier Wildbahn wurden die letzten Exemplare in den 70er-Jahren gesehen. Seitdem kommt es nur noch in Zoos, Großweiden und Reservaten vor. Durch ein aufwendiges Zuchtprogramm gibt es mittlerweile wieder über 2.000 Pferde dieser letzten Wildpferde Europas sowie Pläne, diese ursprüngliche Art wieder auszuwildern.
Es ist das Bestreben der Zoologen, Wildpferde wieder zum Teil der Natur zu machen. Die erfolgreiche Auswilderung des Mongolischen Wildpferdes ist unter anderem deswegen denkbar, da diese Pferde sehr genügsam sind und sich hauptsächlich von Gräsern ernähren.
Wildpferde in Deutschland: Die Dülmener Wildpferde
Die Dülmener Ponys – benannt nach der Stadt „Dülmen“ in Nordrhein-Westfalen – werden ebenfalls gemeinhin als Wildpferde in Deutschland bezeichnet. Doch auch hierbei handelt es sich eigentlich „nur“ um halbwilde Pferde, die in einem großzügig angelegten und von Festzaun umgebenen Areal beheimatet sind. In strengen Wintern werden sie zugefüttert und sind an die Gegenwart des Menschen gewöhnt.
Nichtsdestotrotz ist die nahe Dülmen errichtete Wildbahn mittlerweile einzigartig auf dem europäischen Kontinent. Die eingezäunte Fläche umfasst 3,5 Quadratkilometer und gibt den Ponys hier Gelegenheit, ein weitgehend freies Leben zu führen.
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